Kommentar Rainer Lindenau: Die Zeit der kostenlosen Girokonten ist noch lange nicht vorbei

Kaum ein Thema beschäftigt die Branche und die Kunden bei den niedrigen Zinsen mehr als die Preise für das Girokonto. mm1 hat in diversen Studien Marktanteilsentwicklung, Kundenzufriedenheit und Kosten bei Filial- und Direktbanken untersucht und sieht das kostenlose Girokonto weiterhin als Erfolgsmodell. In einem Kommentar nimmt mm1 Geschäftsführer Rainer Lindenau dazu Stellung:

Bei der Neukundengewinnung liegen die Banken mit kostenfreien Girokonten klar vorne. Die mm1-Studie ‚Abwanderung der jungen Generation: Sparkassen und Volksbanken verlieren ihre jungen Kunden‘ aus dem Herbst 2016 zeigte, dass fast alle Jugendlichen mit ihrem Girokonto bei einer Sparkasse oder Volksbank sind. Bis Mitte 30 geht deren gemeinsamer Marktanteil bei Online Banking Nutzern jedoch auf weniger als die Hälfte zurück. Die günstigen Konditionen bei Direktbanken, den Sparda-Banken oder der Commerzbank waren dabei für 70 Prozent der Wechsler der entscheidende Grund.

Banken mit kostenlosen Girokonten haben nachweislich auch die höchste Kundenzufriedenheit, etwa die Direktbanken DKB, Ing DiBa und Comdirect, sowie die Sparda-Banken oder die BBBank, so eine aktuelle mm1 Studie aus dem Frühjahr 2017. Am anderen Ende der Skala findet man die Deutsche Bank und die Postbank mit deutlich negativen Zufriedenheitswerten.

mm1 Analysen zeigen, dass die operativen Kosten pro Privatkunde bei der ING DiBa oder der Comdirect weniger als 100 € im Jahr betragen, bei der Sparda-Bank Baden-Württemberg 160 €. Um ein Mehrfaches höher liegen die Kosten bei den Sparkassen und den Volks- und Raiffeisenbanken – die meisten von ihnen haben Kosten von 300 bis 450 € pro Privatkunde und Jahr. Der Zusammenhang ist eindeutig: Die Banken mit niedrigen Kosten pro Kunde können auf die Einnahmen aus Kontoführungsgebühren verzichten und trotzdem wirtschaftlich arbeiten.

In Gesprächen mit mm1 bestätigten Martin Hettich, der Vorstandsvorsitzende der Sparda-Bank Baden-Württemberg, Michael Mandel, Vorstand für Privat- und Unternehmerkunden bei der Commerzbank und Oliver Lüsch, Marketing- und Vertriebsvorstand der BBBank, dass sie am kostenlosen Girokonto festhalten werden.

Die etablierten Banken und Sparkassen sollten sich also nicht darauf verlassen, dass die Zeit der kostenlosen Girokonten bald vorbei ist und der Konkurrenzdruck sich dadurch vermindert. Die Wettbewerber werden ihr Erfolgsmodell aus gebührenfreiem Girokonto, kontinuierlichem Wachstum, höchster Kundenzufriedenheit und niedrigsten Kosten verteidigen. Dies gilt umso mehr, da dieses Modell die Erwartungen der jüngeren Kunden trifft, die mit dem Internet aufgewachsen sind, mit dem Smartphone ihren Alltag organisieren und für die die Filiale immer unwichtiger ist.

Den ausführlichen Kommentar und die Studien ‚Abwanderung der Young Generation‘ bzw. ‚Kundenzufriedenheit: Direktbanken begeistern – Filialbanken enttäuschen‘ können per Email angefordert werden (k.letzel(at)mm1.de).